Hallo an alle da draußen,
Ich bin Hanka, 25 Jahre alt und habe seit ich 13 Jahre alt bin psychische Erkrankungen, mit psychosomatischen Begleiterscheinungen. Ich habe unter anderem eine Borderline Persönlichkeitsstörung, schwere Depressionen, eine Essstörung namens atypische Anorexie, eine Posttraumatische Belastungsstörung, Dermatillomanie (Skin picking disorder) und eine Panikstörung.
Meine Geschichte beginnt schon recht früh. Ich lebte eigentlich ein Bilderbuch Leben. Wir wohnten gemeinsam auf unserem Bauernhof, ich hatte ein Pony, zwei Katzen und viele Kühe hatten wir auch. Das pure, ruhige, von Problemen weit entfernte Landeben.
In der 3. Klasse begannen ungefähr meine Probleme. Ich erinnere mich, allerdings eher schlecht da ich durch das Trauma viel verdränge, an Situationen in der Grundschule in denen ich geärgert und ausgeschlossen wurde. Keiner wollte mit mir befreundet sein, keiner mochte mich und mit der Lehrerin gab es auch immer wieder Streit. So verging die Zeit, mit ständigen Konflikten und daraus resultierend auch Streit zuhause, bis ich auf die Gesamtschule kam. Dort begannen die Probleme in der 6./7. Klasse, ich war damals 13 oder 14 Jahre alt. Ich wurde massiv gemobbt, bedroht und ausgestoßen, wieder wollte keiner wirklich etwas mit mir zu tun haben. Das ganze retraumatisierte mich enorm und ich entwickelte Ängste. Und so verbrachte ich dann meine Mittagspausen eingeschlossen im Mädchenklo und las Bücher. Langsam entwickelte ich die atypische Anorexie, aus dem Gefühl heraus fett, nicht richtig, nicht gut genug zu sein. Es vergingen Monate, ich nahm immer mehr ab, entwickelte Depressionen und verletzte mich das erste Mal absichtlich selbst. Nachdem ich rund 15 kg abgenommen hatte und die Familie alarmiert war, hatte ich dann auch recht schnell therapeutische Hilfe und es schien erstmal alles geklärt zu sein.
Die Symptomatik besserte sich, ich nahm wieder zu und die Stimmung wurde stabiler. Trotz einiger Krisen machte ich meinen Abschluss mit Qualifikation und wechselte die Schule fürs Abitur, was auch definitiv die richtig Entscheidung war. Mir ging es eine recht lange Zeit relativ gut, ich war stabil und verletzte mich nicht mehr. Allerdings kam ich zu der Zeit in der Oberstufe, auch in die so genannten “falschen Kreise” und eignete mir dort Dinge an, die ich aus Selbstschutz nicht nennen werde. Ich wurde 18 und lernte meinen Psychiater kennen und wurde schnell mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung, kurz Borderline, diagnostiziert. Die nächsten Jahre waren ein ständiges auf und ab, bis meine Symptome so schlimm wurden, dass ich sie nicht mehr ausgehalten habe und freiwillig in die Psychiatrie bin. Ich konnte keine Verantwortung mehr für mich selbst übernehmen. Ich verletzte mich täglich und war dauergast beim Chirurgen.
Außerdem war ich stark depressiv und konnte nicht mehr arbeiten gehen. Ich blieb fast ein Jahr in der Klinik, hatte Höhen und Tiefen, Krisen und große Entscheidungen zu treffen. Jetzt bin ich ein Jahr aus der Klinik raus und es hat sich vieles verändert. Ich will nicht lügen, es gibt Tage an denen ich mich so schlecht fühle, dass ich gar nicht aufstehen will, manchmal überwiegen diese Tage sogar. Aber es gibt auch Tage an denen klappt alles. Da läuft die Arbeit gut, ich verbringe Zeit mit meinem Pferd und meinem Partner.
Ich würde euch anlügen, wenn ich sagen würde, ich wäre absolut sorgen- und symptomfrei, denn das bin ich nicht. Noch heute fällt mir das Essen jeden Tag schwer, ich bin schnell aus der Fassung zu bringen und habe kaum Selbstbewusstsein. Ich habe immer mal wieder Rückfalle mit Verletzungen, weine schnell und bin mit neuen Dingen a absolut überfordert. Doch trotzdem mache ich Tag für Tag weiter, in der Hoffnung das der nächste Tag einer der guten wird.
Ich schreibe das extra so, denn es gibt keine Wunderheilung für die Seele. Es bleiben immer Narben über, wie bei mir zu sehend auf der Haut, oder auf der Seele. Gerade Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung erleben oft ihr Leben lang ein “Auf und ab” der Gefühle. Trotzdem hat jeder die Chance gesund, oder besser gesagt gesünder zu werden. Nehmt, wenn ihr dazu bereit seid, die Hilfe an die euch geboten wird. Geht zum Psychiater, Psychologen, zur Selbsthilfe oder sucht sonst eine Art von Ventil für euch und eure negativen Emotionen.
Haltet euch von toxischen Personen fern, auch wenn es die eigene Familie ist. Geht zur Polizei falls Dinge vorgefallen sind. Traut euch bitte.
Ich weiß es ist schwer, aber ihr alle könnt das schaffen, wenn wir Betroffenen nur weiter für uns und für andere Betroffene kämpfen und die Gesellschaft entstigmatisieren.