Als ich gerade 18 geworden war begann mein Leben mit den chronischen Begleitern. Nachdem ich etwa 40 Kilo abgenommen hatte und am Ende mehr oder weniger vor mich hin vegetierte wurde Diabetes mellitus Typ 1, eine Autoimmunerkrankung bei der durch die körpereigenen Abwehrkräfte die Insulinproduzierenden Zellen zerstört werden, festgestellt. Das war ein harter Einschnitt in das Leben, ich musste lernen, mein Essen auf den Kohlenhydratgehalt zu schätzen, meinen Blutzucker messen, entsprechend dem Blutzucker und der Menge an Kohlenhydraten die Dosis meines Medikaments – Insulin – berechnen und dann mit einer Spritze in den Bauch spritzen.
Am Anfang war ich sehr eingeschüchtert, spritzt man zu viel, wird es Lebensgefährlich, spritzt man zu wenig, dann auch. Jedoch machte ich mir dies recht bald zu eigen und konnte recht gut mit der Erkrankung leben. Ich wollte, dass sich der Diabetes meinem Leben anpasst und nicht umgekehrt und das lebte ich auch. Ich begann mein Chemiestudium und machte mein meinen Bachelor. Dann kam der nächste Schlag. Mit nur 25 Jahren bekam ich den grauen Star, eine Krankheit, bei der die Linse im Auge eintrübt, man wie durch Milchglas sieht und die eigentlich erst im Alter auftritt.
Aber auch das war mit 2 OPs überstanden. Als dann auch noch ein Lipödem und auch zwei Autoimmunschilddrüsenerkrankungen hinzukamen, war ich schlichtweg nicht mehr sonderlich beeindruckt. Ich war es schon gewöhnt, chronisch krank zu sein und eine Krankheit mehr oder weniger machte den Braten dann auch nicht mehr fett. Doch diese Anhäufung an Krankheiten brachte mich dazu, mich ehrenamtlich in der Selbsthilfe zu engagieren, das reichte mir jedoch nicht. Ich machte meine Krankheit zum Beruf und wurde Diabetesberaterin. Heute hilft mir meine Krankheit, anderen mit der selben Erkrankung zu helfen , sie zu motivieren und zu stärken, ihre Krankheit zu akzeptieren und einen kompetente Beraterin zu sein, die mehr kann als nur die Therapie anzupassen. Egal was es ist, man kann aus allem negativen etwas positiven herausziehen. Heute weiß ich nicht mal, ob ich auf meine Krankheiten verzichten würde – sie gehören zu meinem Körper und meinem Leben und sie haben mich dorthin gebracht wo ich bin! Lasst euch nicht unterkriegen! Es ist alles eine Sache der Einstellung. Mein Motto: Gewinner stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben. Wenn ihr fallt: Schreit, weint, ruht euch kurz aus, dass es danach weitergehen kann 🙂